Kommunen mit Radentscheid: Viel Platz für Verbesserungen
Nordrhein-Westfalen ist das „Radentscheid-Land“ in Deutschland. Daher ist bei den Ergebnissen des Fahrradklima-Tests des ADFC auch ein Blick in die Radentscheid-Städte spannend. Wo stehen die Städte heute in der Radverkehrsförderung?
Die nordrhein-westfälischen Radentscheid-Kommunen liegen im aktuellen Fahrradklimatest des ADFC im deutschlandweiten Vergleich meist auf mittleren Plätzen. Damit gibt es keine großen Veränderungen im Vergleich zur letzten ADFC-Umfrage 2018.
In fünf Städten (Aachen, Bielefeld, Bonn, Essen und Marl) sind die Radentscheide bereits in der Umsetzung.
In der Gesamtbewertung schneidet Detmold mit der Note 3,83 am besten ab, danach folgen Bielefeld (3,92), Bonn (4,17), Essen (4,22) und Aachen (4,23). Marl bildet mit einer Note von 4,28 das Schlusslicht.
In Bochum (4,20), Paderborn (3,97) und Rheinbach (4,23), wo Radentscheide in Vorbereitung oder gerade erst gestartet sind, wird die Fahrradfreundlichkeit ähnlich bewertet, in Mönchengladbach mit einer 4,42 aber deutlich schlechter.
Die Kritikpunkte der Teilnehmer*innen sind ähnlich wie bei den NRW-Metropolen: Gegen Falschparker*innen auf Radwegen wird zu lasch vorgegangen, die Ampeln sind nicht auf Radfahrende und Fußgänger abgestimmt, die Radwege zu schmal und an Baustellen heißt es „Absteigen!“.
Die Essener Radler*innen kritisieren dem den fehlenden Winterdienst auf Radwegen. Für die Bonner und Aachener Radler*innen gibt es Minuspunkte wegen der hohen Fahrraddiebstahlquote und einen Daumen runter für die als hoch empfundenen Preise für die Fahrradmitnahme im öffentlichen Nahverkehr. Das sehen die Detmolder auch so. Eine sehr schlechte Note geben die Marler Radfahrer*innen für den schlechten baulichen Zustand der Radwege. Auffällig in den Kommentaren ist die große Hoffnung, die die Teilnehmenden an die Umsetzung der Radentscheide knüpfen.
Die Großstädte mit Radentscheid punkten bei der Verfügbarkeit von Leihfahrrädern und der Öffnung von Einbahnstraßen für Radfahrer*innen in Gegenrichtung. In Detmold und Marl bewerten die Teilnehmer*innen die Erreichbarkeit des Stadtzentrums am positivsten.
In der Sonderbefragung zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Radverkehr sehen die Umfrageteilnehmer überall eine gestiegene Bedeutung des Radverkehrs. Allerdings fehlen den Befragten mehrheitlich handfeste Signale der Politik für den Radverkehr.
Da die Annahme der Radentscheide durch den Stadtrat meist noch nicht so weit zurückliegt, ist es wenig überraschend, dass keine großen Veränderungen zum Fahrradklima-Test 2018 bestehen. Allerdings wären kurzfristige Maßnahmen im Rahmen der Corona-Pandemie durchaus möglich gewesen. Krefeld und Düsseldorf hatten beispielsweise – wenn auch nur für einen kurzen Zeitraum – eine Popup-Bikeline eingerichtet.
Der ADFC NRW erwartet bis zum nächsten Fahrradklima-Test in zwei Jahren große Fortschritte bei der Radverkehrsförderung in den NRW-Städten. In jedem Fall gibt es in allen Städten großes Verbesserungspotential.