© ADFC/April Agentur

71 Prozent der Bevölkerung für bessere Schul-Radwege

 

Eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung (99 Prozent) findet, dass Maßnahmen erforderlich sind, damit mehr Kinder mit dem Rad zur Schule fahren. Das zeigt eine aktuelle Infas-Umfrage im Auftrag des ADFC.

 

Der Fahrradclub fordert den beschleunigten Ausbau der Schulradwegenetze. Breitere und vom Autoverkehr getrennte Radwege (71 Prozent) sowie die Einrichtung von Fahrradstraßen (54 Prozent) sind dabei die wichtigsten Forderungen. Ein Drittel der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger hält es generell für unsicher, wenn Kinder mit dem Fahrrad zur Schule fahren.

"Kinder müssen sich auf dem Weg zur Schule, zum Verein oder zu Freunden auf dem Rad oder zu Fuß sicher fühlen", sagt der NRW-Vorsitzende des ADFC Thomas Semmelmann und appelliert an die Politiker, diese Zahlen ernst zu nehmen. 

Eigenständig zur Schule – finden 81 Prozent wichtig

Der Aussage „Für Kinder ist es das Beste, wenn sie möglichst eigenständig zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule kommen“ stimmten 81 Prozent der Bevölkerung zu. Unter den Personen mit schulpflichtigen Kindern waren es sogar 83 Prozent. Der ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork: „Wir wissen aus anderen Studien, dass über 40 Prozent der Kinder mit dem Auto zur Schule gebracht werden – aber über 80 Prozent finden, dass ein selbständig zurückgelegter Schulweg eigentlich die beste Option ist. Es muss Verkehrs- und Bildungspolitik alarmieren, dass Eltern hier wider besseren Wissens handeln.“ 

Stork wertet die Zahlen als Handlungsauftrag für die Politik: „Wir wussten, dass Eltern die Schulwege ihrer Kinder oft als gefährlich wahrnehmen und sie deshalb nicht gern allein fahren lassen. Aber mit einem so drastischen Appell an die Kommunalpolitik, im ganzen Land für bessere und sichere Schul-Radwege zu sorgen, haben selbst wir nicht gerechnet. Das Thema Verkehr und Sicherheit beschäftigt alle – besonders mit Blick auf die Kinder!“ „Elterntaxi“ als Notlösung

Eine klare Mehrheit von 58 Prozent stimmten der Aussage zu „Es ist sicher nicht optimal, Kinder mit dem Auto zur Schule zu bringen, aber manchmal einfach praktischer“. Unter den Personen mit schulpflichtigen Kindern sehen das sogar 62 Prozent so. Bei Erwerbstätigen ist die Zustimmung zu dieser Aussage deutlich höher (61 Prozent), als bei Nicht-Erwerbstätigen (51 Prozent).  Stork: „Es ist klar, dass berufstätige Eltern unter Zeitdruck stehen und deshalb so antworten. Es brächte viel Entlastung in die Familien, wenn diese Eltern ihre Kinder mit gutem Gefühl selbständig auf den Schulweg schicken könnten.“       

Einkommensschwächere nehmen das Radfahren zur Schule als unsicherer wahr

32 Prozent der Bevölkerung halten es für unsicher, wenn Kinder mit dem Fahrrad zur Schule fahren. Frauen beurteilen die Wege insgesamt als unsicherer (36 Prozent) als Männer (27 Prozent). Auffällig ist, dass die Schulwege als umso sicherer beurteilt werden, je höher das Haushaltseinkommen ist. Stork: „Es gibt immer mehr Indizien, dass brauchbare Radwege vor allem in wohlhabenderen Wohngegenden zu finden sind – weniger dort, wo benachteiligte Familien wohnen. Mit Blick auf die kognitionsfördernde Wirkung des Radfahrens ist das eine katastrophale Erkenntnis. Wir brauchen gute Radwege für alle – nicht nur für die ohnehin schon Privilegierten.“   

77 Prozent sehen Potenzial für mehr radfahrende Kinder

Mehr als drei Viertel der Bevölkerung (77 Prozent) denken, dass mehr Eltern ihre Kinder mit dem Rad zur Schule fahren oder zu Fuß gehen lassen würden, wenn die Schulwege sicherer wären. Eine ebenfalls deutliche Mehrheit (71 Prozent) vermutet, dass auch mehr Eltern ihre Kinder mit Bus und Bahn zur Schule fahren lassen würden, wenn die ÖPNV-Verbindungen besser wären. Zur ÖPNV-Frage ist die Zustimmung im ländlichen Raum mit 74 Prozent besonders hoch – gegenüber 68 Prozent in der Großstadt. Stork: „Eltern wollen, dass ihre Kinder eigenständig zur Schule kommen. Das vielgescholtene Elterntaxi ist nicht das Mittel der Wahl, sondern oft eine Notentscheidung, die aus Mangel an sicheren und komfortablen Alternativen getroffen wird. Nur durch den schnellen Ausbau von sicheren Fuß- und Radwegen und mit einem gut getakteten ÖPNV kann es gelingen, dass wieder mehr Kinder eigenständig den Schulweg bewältigen können.“

 

Breitere, getrennte Radwege und Fahrradstraßen gefordert

Nur 1 Prozent der Bevölkerung sagt, dass keine Maßnahmen ergriffen werden müssen, um das Radfahren zur Schule zu fördern. Die überwältigende Mehrheit der Bundesbürgerinnen und -bürger ist also der Meinung, dass etwas passieren muss. 71 Prozent finden, dass breitere und vom Autoverkehr getrennte Radwege helfen würden, mehr Schulkinder aufs Rad zu bringen. 54 Prozent sprechen sich für Fahrradstraßen aus, auf denen das Rad Vorrang vor dem Auto hat und höchstens Tempo 30 gefahren werden darf. 52 Prozent halten mehr Radfahrunterricht für sinnvoll. 38 Prozent halten Tempo 30 auf dem gesamten Schulweg für zielführend und 20 Prozent sprechen sich dafür aus, dass Schulstraßen zum Unterrichtsbeginn für den Autoverkehr gesperrt werden. Dieses Modell wird derzeit in Wien getestet.

 

Hintergrund: Knapp die Hälfte der Kinder wird gebracht, trotz kurzer Wege

43 Prozent aller Kinder unter 10 Jahren werden mit dem Auto zur Schule gefahren. In den Niederlanden, dem Land mit dem am besten ausgebauten Radwegenetz weltweit, beträgt der Anteil nur 28 Prozent. Dabei ist der Großteil der Schulwege in Deutschland sehr kurz: 47 Prozent sind unter einem Kilometer, 68 Prozent unter zwei Kilometern und 89 Prozent aller Schulwege sind unter fünf Kilometern lang.

 

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Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

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    Der Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V. des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs ist die Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in NRW. Wir werben in Politik und Öffentlichkeit für ein eiheitliches Radverkehrssystem mit hohen Qualitätsstandards für Alltags- sowie Freizeitfahrerinnen und -fahrer.

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  • Wie viele Mitglieder hat der ADFC NRW?

    Der ADFC NRW ist mit mehr als 50.000 Mitgliedern der stärkste Landesverband des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs e.V. 
    Wir sind Servicepartner in allen Fragen rund ums Rad und die starke Stimme für mehr Fahrradmobilität.

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  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die ein schnelles Anhalten ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

  • Worauf sollten Radfahrende besonders achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen. Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

  • Was ist der Unterschied zwischen Pedelecs und E-Bikes?

    Wer von einem E-Bike spricht, meint in der Regel ein Pedelec. Denn ein richtiges E-Bike ist in Wirklichkeit eine Art Elektro-Mofa, das Radfahrende bis 25 km/h unterstützt, auch wenn diese nicht in die Pedale treten. Diese Art der Fortbewegungsmittel spielt am Markt aber keine große Rolle. Ein Pedelec unterstützt Radfahrende hingegen nur, wenn diese gleichzeitig ihre Muskelkraft einsetzen. Neben dem Pedelec gibt es noch das S-Pedelec, das für Speed steht und mit bis zu 45 km/h unterstützt. Damit gilt das S-Pedelec als Kleinkraftrad und für die Benutzung sind ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM sowie das Tragen eines Helms vorgeschrieben. Für E-Bikes gibt es keine Helmpflicht, aber Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und mindestens ein Mofa-Führerschein sind notwendig.

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